Liesbeth De Ceulaers «Holgut» ist eine hypnotisierende Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilm. Vergangenheit und Zukunft kondensieren sich in diesem poetischen Werk und die Grenze zwischen Mythos und Wissenschaft weicht sich, analog zum thematisierten Permafrost, zunehmend auf.
Im Zentrum des Films steht der Junge Kymm, der zum ersten Mal seinen älteren Bruder auf die Rentierjagd begleiten darf. Auf ihrer langen Reise durch die sibirische Tundra stossen sie jedoch weniger auf Beute, als auf Zeichen vergangenen Lebens. Zwischen verlassenen Siedlungen aus der Zeit eines längst vergangenen Goldrausches und einer von massiven Erdrutschen geprägten Landschaft verlässt sie zunehmend die Hoffnung. Doch dann findet Kymm den Stosszahn eines Mammuts und der Film wechselt die Perspektive zu Semjon. Dieser ist ein Wissenschaftler auf der Suche nach Mammut DNA, mit dem Ziel das ausgestorbene Tier im Labor wieder auferstehen zu lassen. Mit seinen Augen sehen wir den Beginn eines neuen Goldrausches um prähistorische Gebeine. Eine Suche gerahmt von zwei Klimakrisen – derjenigen, die das Aussterben der Mammuts herbeiführte und derjenigen, die den Permafrost taut und so die wertvollen Knochen preisgibt.
Auf Holgut muss man sich als Zuschauer:in einlassen. Doch wer dies tut, wird für seine Anstrengung um ein Vielfaches belohnt. Durch die von films for future eigens in Auftrag gegebene Untertitelung wird Holgut nun erstmals auch einem deutschsprachigen Publikum zugänglich gemacht. Eine Chance, die man nicht verpassen sollte.